Der Natur auf der Spur in Kettig

In der Reihe der Aktionstage für Kinder haben auch dieses Jahr trotz Corona die Kettiger Naturfreunde gemeinsam mit der Kommunalen Jugendarbeit der Verbandsgemeinde Weißenthurm mit Janka Löhr, und erstmals auch mit Unterstützung der Landesverbandes der NaturFreunde Jugend Rheinland-Pfalz mit Karla Blöcher, wieder ein abwechslungsreiches und spannendes Programm für die 10 Kinder aus der Verbandsgemeinde Weißenthurm auf die Beine gestellt. Diesmal unter erschwerten Bedingungen so das wegen der Corona Verordnung die Kinder in zwei Gruppen mit Betreuern eingeteilt werden mussten um den Mindestabstand einhalten zu können. Auf dem Parkplatz der ehem. Anne Frank Schule in Kettig wurden die Kinder (9 Jungen und 1 Mädchen) von den drei Organisatoren Janka Löhr (VG Weißenthurm) Karla Blöcher (Naturfreunde RLP) und Oliver Hartmann (Naturfreunde Kettig) herzlich empfangen. Nach der Begrüßung ging es über die Elmar Hillesheim Wiese, die durch den Vereinsgründer und leidenschaftlichen Naturschützer an die Förder-und Wohnstätte vermittelt wurde, und die heute ein Teil des beliebten Streuobstwiesenweg ist, aber auch Weidenanbau betrieben wird für die Hauseigene Korbflechterei der Förder und Wohnstätte. An der Streuobstwiese am Keudelsweg angekommen wurde sich in einer Kennenlernrunde bekannt gemacht. Die aufgebauten Tische waren mit viel Bastelmaterial ausgestattet mit Pinseln, Scheren, Blumentöpfen und Kordel. So machten sich die lebhaften kleinen an den Bau eines Ohrenkneifer Häuschens. Bunt bemalt wurden diese dann teils an die Bäume gehangen oder mit nach Hause genommen. Nach getaner Arbeit hatte Janka Löhr inzwischen leckere Sandwiches für alle gezaubert die die Kinder begeistert beim Picknick im Grünen aßen. Nach der kleinen Pause wurden dann auf der 12000 qm großen Wiese allerhand Insekten in kleinen Behältern gesammelt und durch Lupen begutachtet. Viele Heuschrecken, Wanzen, Käfer, Wespen und Ameisen wurden gefangen, aber dann auch wieder frei gelassen. Zum Abschluss wurde dann auf der Elmar Hillesheim Wiese noch ein kleines Natur Quiz veranstaltet bevor es dann für alle Kinder Urkunden und Süsses für ihre Teilnahme gab. Bei der Verabschiedung wünschten sich die Kinder dass es bald wieder ein solches Natur Erlebnis gib. 

Kräuterwanderung in Kettig trotz Corona und Hitze durchgeführt

Bei der inzwischen 5. Kräuterwanderung unter der Leitung von Kräuterpädagogin Frau Katharina Kindgen von der NABU trafen sich im Landschaftsschutzgebiet Kettiger Bachtal viele Interessierte Natur und Kräuterfreunde. Nach der Begrüßung und den Hinweisen zu den Abstandsregeln und der Corona Verordnung des Landes Rheinland Pfalz, wurde den Interessierten Zuhörern zum Beginn durch den  Vorsitzenden der Kettiger Naturfreunde Oliver Hartmann mit einer kleinen Information zu den NaturFreunden Kettig, deren Veranstaltungen und Projekte vorgestellt.  Trotz großer Hitze bei Temperaturen bis 38 Grad waren die Kräuterfreunde Zahlreich erschienen und es fand im Vorfeld eine große Resonanz zu der Exkuersion in Kettig statt. Da die Teilnehmerzahl begrenzt war konnten nicht alle an der Wanderung teilnehmen. Frau Kindgen begrüßte die  Kräuterliebhaber nach einer kleinen theoretischen Einleitung.Nur ein paar Meter weiter am Kettiger Bach, konnte die Biologin auf die Besonderheiten der Eberesche hinweisen, die essbar ist und man auch Marmelade davon kochen kann. Wiederholt verwies Frau Kindgen auf die meist ungeliebten Brennesseln, die zahlreiche Vitamine Mineralstoffe aufweisen und z.B  gut für die Haare sind. Auch die Blüten der Brennnesseln (Nüßchen) sind essbar und man kann sie geröstet genießen. Auch Schmetterlingsflieder wurde entdeckt mit der traurigen Tatsache das die Populationen der Schmetterlinge immer weiter seit 2010 stark gesunken sind. Dies hat auch damit zu tun, das Wiesen todgemäht und Blumen oder Hecken kaputt geschnitten werden bzw. Steingärten angelegt werden, und somit viele Insekten keine Nahrung mehr finden. Bei einer der Holunder Plantagen die es in Kettig häufig gibt verwies Herr Hartmann auf die große Bedeutung des Holunders für Kettig was das größte zusammenhängende Anbaugebiet in Deutschland habe. Auch der „Holunder“ hat viele Vitamine und ist vielfältig verwendbar z.B als Marmelade, Saft, Likör, Sekt oder zum kochen. In früheren Zeiten so Frau Kindgen, hatte der Holunder mehere Rituelle Aufgaben und die Menschen glaubten an seine heilende Wirkung zB bei Zahnfleischentzündungen oder offenen Wunden. Auch wurde er als „Frauenbaum“ bezeichnet, vom Verzehr im Rohzustand riet die Kräuterexpertin jedoch ab.Auf der Elmar Hillesheim Wiese wurde auf den Weidenanbau der Förder- und Wohnstätte aufmerksam gemacht. Dort fand sich unter anderem der „Beifuss“ ein Korbblütengewächs was Ambrosia enthält. Dies wurde früher oft bei Geburten oder Sterbenden verwendet. Auch so glaubten die Menschen damals Schütze es vor Dömonen und Gewitter. Die „Schaafgabe“ sei für Verletzungen geeignet als auch zum Füllen von Enten oder Geflügelbraten. Weiter ging es am Kettiger Bach mit der „Wilden Möhre“ und dem „Rainfarn“. Auf der Elmarwiese trug die Pädagogin für die Kräuterliebhaber ein heiteres Gedicht von Heinz Erhard vor, was den Zuhören viel Spaß  und Abwechslung brachte. Auf dem Rückweg erklärte Frau Kindgen das die Eiche auch zum Gerben benutzt wurde und gut gegen Rachenentzündung sei. Bei der Diestel „Maria Bettstroh“ erfuhren die Kräuterfreunde, dass diese früher von Kindern geerntet wurden um damit Kissen und Matratzen zu füllen. „Finger Weg Pflanze“ so nennt Kindgen die Planzen die für den Menschen hoch giftig sind. So wurde bei der „Hundspetersielie“ eindringlich davor gewarnt diese weder zu verzehren (eine geringe Menge kann zu Tod führen) oder gar anzufassen sei gefährlich.    Frau Kindgen hätte noch viele weitere Kräuter auf dem recht kurzen Stück zw. Anne Frank Schule und Elmar Hillesheim Wiese zeigen und erklären können, doch aus zeitlichen Gründen und wegen der hohen Temperaturen, musste man zum Abschluss kommen. Herr Hartmann bedankte sich bei der Expertin Frau Kindgen und bei allen Teilnehmern für die Interessante Führung im Landschaftsschutzgebiet Kettiger Bachtal. 

Aufruf gegen Rassismus und zur Solidarität

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder und Freunde,

wiedermal ist in den USA ein Schwarzer Mitbürger brutales Opfer einer Rassistischen Tat eines weißen Polizisten geworden.

Die Welle der Anschläge und Gewalttaten reißt nicht ab, im Gegenteil geschürt durch Rechte und Populistische Regierungen in aller Welt, leider gibt es auch in Deutschland solche Gewalttaten und Morde, werden weiter Menschen aller Art diskriminiert, gefoltert, oder gar brutal ermordet, nur weil Sie anders Aussehen, eine andere Religion oder Sprache und Kultur haben.
Schon immer in der Menschheit war alles das was nicht so ist wie man selber – also fremd und anders – ein Grund diese auszugrenzen und Gewalttätig zu werden.

Die Naturfreunde fordern deshalb alle demokratischen und Zivilisierten Menschen auf Aufzustehen gegen Rassismus, Ausgrenzung und Gewalt gegen Andersdenkende und Minderheiten.
Schützen Sie die Demokratie mit Ihrer Solidarität für diese von der Gesellschaft misshandelten und verstoßenen in aller Welt, zeigen Sie Flagge für Toleranz und Gleichbehandlung!

Wehret den Anfängen. Schon einmal haben wir die Entwicklung des Rassismus und Faschismus unterschätzt und konnten einen Millionenfachen Mord an Menschen Jüdischen Glaubens Angehörigen der Sinti und Roma,
Menschen mit Beeinträchtigungen, Menschen mit ungewohnt sexueller Orientierung oder Politisch Andersdenkender nicht verhindern. Doch wir die Demokratischen, Toleranten und Offenen friedliebenden Menschen sind die große Mehrheit und das muss unbedingt so bleiben.
Seien Sie Solidarisch und zeigen sie Flagge!!!
Es gibt viele Möglichkeiten in Corona Zeiten auch Online dies zu tun. Danke für Ihre Solidarität für Ihre die Menschlichkeit!

mit solidarischen und
naturfreundlichen Grüßen

Oliver Hartmann
(NaturFreunde Kettig)
naturnah – sozial – heimatverbunden

Führung in der Gedenkstätte Osthofen (KZ)

Gemeinsam mit den Südpfälzer NaturFreunden aus Hochstadt besichtigten die
NaturFreunde Kettig das ehemalige KZ Osthofen in der Nähe von Worms.

Die Besuchergruppe wurde von der Studentin Christine Fischer herzlich empfangen und zuerst in einen Raum geführt wo die 25 jährige einiges zur Vorgeschichte des KZ Osthofen und der Nazidiktatur sagte, was sie an anschaulichen Bild material gut den sehr Interessierten Zuhören nahe bringen konnte.

Die stillgelegte Papierfabrik wurde Anfang März 1933 zum Konzentrationslager ausgebaut und inhaftierte dort insgesamt knapp 3000 Häftlinge. Diese waren meist Politische Gegner aber auch Juden oder Sinti & Roma.

Frau Fischer konnte anhand von Berichten von Überlebenden ergreifende Geschichten erzählen die sich in dem Lager zugetragen haben.
Die Haftdauer pro Häftling lag zwischen 4 bis 6 Wochen auf dem recht kleinen Gelände mit einer großen Fabrik Halle wo ungefähr zw. 250 bei 300 Menschen auf dünn bedeckten Strohboden und zugigen Fenstern schlafen und essen mussten.
Die Häftlinge mussten sich selber verpflegen , was bei dünner Suppe und etwas Brot sehr schwierig war. Alle Menschen dort litten unter teils schweren Misshandlungen, Demütigungen, Krankheiten, harter Arbeit und schlechten Hygienischen Verhältnissen.

Trotzdem gab es keine Todesfälle, wenn diese abzusehen waren, wurde die Person vorher entlassen um den „guten Ruf“ des Lagers aus der Sicht der Nazis nicht zu gefährden. Auch einige wenige Fluchten gab es wie die junge Frau Fischer berichtete. Die Häftlinge mussten viel unnütze und demütigende Arbeiten verrichten zum Beispiel mit den Händen oder dem Essgeschirr die Grube die als
Toilette diente sauber zumachen.

Im Juli 1934 wurde das KZ Osthofen aufgelöst und die restlichen Insassen nach in andere KZ verteilt. Später siedelte sich eine Möbelfabrik dort an bis nach der Pleite in den 90iger Jahren das Land Rheinland Pfalz das Anwesen kaufte.

Am Schluss der Führung gab es noch die Möglichkeit die anschauliche Dauerausstellung anzusehen was die Naturfreunde gerne nutzen.

Der Vorsitzende der Kettiger Naturfreunde Oliver Hartmann bedankte sich bei Frau Fischer für die äußerst interessante Führung als auch bei den Hochstädter Naturfreunden für ihre Teilnahme, und verwies darauf wie es grade heute wieder wichtig es sei immer wieder daran zu erinnern, was die Nazis angerichtet und verbrochen haben, und es als Mahnung verstanden werden muss das so was nie wieder passieren darf.

Klimapolitische Apartheid wird nur zu mehr Tragödien im Mittelmeer führen

Von Carola Rackete – eine deutsche Seekapitänin, die ehrenamtlich für die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch tätig ist.

Was ich von meinem Schiff im Mittelmeer aus gesehen habe, ist nur ein flüchtiger Eindruck von dem, was die Zukunft für Millionen bereithält, wenn wir jetzt nicht handeln. Verhaftet zu werden im Hafen der italienischen Insel Lampedusa zog große mediale Aufmerksamkeit auf mich persönlich: Ich bin eine junge Frau und Kapitänin eines Schiffs, der Sea Watch 3, das gerade 40 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet und in Sicherheit gebracht hatte. Meine Verhaftung geschah nach vierzehn Tagen auf See und dem Versuch, eine politische Lösung herbeizuführen, um diese Flüchtlinge aus dem Bürgerkrieg in Libyen legal an Land zu bringen. Mein Schiff fuhr in italienische Gewässer, obwohl dem ein ausdrückliches Verbot von Matteo Salvini entgegenstand, dem weit rechts stehenden (italienischen) Innenminister: Und so wurde ich in den bzw. für die Medien zu der Frau, die sich den Rechten in Italien und Europa wiedersetzte.

Die italienischen Behörden ermitteln noch immer gegen mich (auch wenn ein Richter den Haftbefehl aufgehoben hat, weil ich versucht habe, Leben zu retten) – aber: Bin ich besorgt? Ehrlich gesagt, nein, weil mein Vorgehen legitim war. Wovor ich wirklich Angst habe, ist der Schaden, den wir unserem Planeten zufügen und die Feinseligkeit, die möglicherweise denen entgegenschlägt, die vor Dürre, Hunger, Feuer und Stürmen fliehen. Für mich sind die Gefahren des Klimawandels und die Notwendigkeit, denen zu helfen, die das Mittelmeer zu überwinden versuchen, direkt miteinander verbunden.

Viele Menschen machen sich verständlicherweise Gedanken darüber, die Zusammenhänge zwischen Migration und Klimakrise zu diskutieren, weil sie befürchten, dass dies zu mehr Fremdenfeindlichkeit und noch strengeren Maßnahmen an den Grenzen führen wird. Der Punkt ist allerdings, dass diese Fremdenfeindlichkeit und diese Grenzmaßnahmen längst da sind. Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen, in den Menschen, die ich aus dem Meer gezogen habe – und in denen, wo ich zu spät kam, um sie zu retten.

Der dramatische Klimawandel verschärft nur noch die Ursachen, die die Menschen ohnehin schon zur Migration treibt, nämlich verzweifelte sozioökonomische Verhältnisse oder politische Unterdrückung. In einer Lebensumgebung, in der Menschen ohnehin schon ums Überleben kämpfen, erhöht der Zusammenbruch des Klimas den Druck. Sei es durch steigende Meeresspiegel, Wasserknappheit, Unwetterschäden oder Ernteausfälle. Die Menschen, die in den am meisten benachteiligten Regionen der Erde leben – und die am wenigsten zu der Klimakrise beigetragen haben – sind auch die ersten, die mit den Auswirkungen konfrontiert sind. Die verheerenden Unwetter in Mosambik, die Dürre in Somaliland, an deren Folgen der Großteil des Viehs dort verendet ist, und die Hitzewellen in Indien sind allenfalls ein Vorgeschmack darauf, was geschehen wird, wenn wir weiterhin Treibhausgase in die Atmosphäre pumpen. Mehr und mehr Menschen werden sich auf den Weg machen müssen, nur um zu überleben.

In den nächsten paar Jahrzehnten werden Millionen gezwungen werden, auf die Flucht zu gehen, um ständig sich verändernden und schlimmer werdenden Umwelteinflüssen aus dem Weg zu gehen. Bisher flüchteten die meisten nur innerhalb ihres Landes, von ländlichen in städtische Regionen oder sie zogen um in Nachbarländer. Nur ein Bruchteil nimmt längere Reisen auf sich. Sie stranden dann vor den Mauern der Länder, die oft mitverantwortlich sind für die Umweltbedingungen und politischen Umstände, vor denen diese Menschen fliehen. Der globale Norden hat in der kolonialen Glanzzeit erobert und geplündert und hält noch immer Länder in Geiselhaft für ihre Schulden; gleichzeitig entzieht er diesen Menschen ihre zum Leben notwendigen Güter durch seine eigene Abhängigkeit von Luxusgütern mit hohem CO2-Verbrauch.

Und in dieser Situation sehen wir dann noch ein Anschwellen der Rhetorik von rechts in den reichen Ländern. Das hat verheerende Auswirkungen auf die Betroffenen, seien es Menschen in den einschlägig bekannten Internierungslagern Manus und Nauru in Australien, die sich umbringen; oder Menschen, die in der Obhut der US-Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) sterben; oder solche, die im Mittelmeer ertrinken, aktuell die tödlichste Grenze weltweit. Die Politiker begründen diese entsetzlichen Umstände damit, dass weitere Menschen von der Flucht abgehalten werden sollen. Allerdings legt die Zahl der Migranten, die nach wie vor kommen, nahe, dass diese Strategie nicht funktioniert. Unbestritten ist, dass nicht jeder Migrant aus klimatischen Gründen kommt. Andererseits wird der Klima-Notstand

jede „Migrantenkrise“, die wir aktuell haben, wie ein Kaffeekränzchen aussehen lassen.

Ein Bericht des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen über Armut und Menschenrechte warnte kürzlich vor einer drohenden „Klima Apartheid“, in der der arme Teil der Menschheit unter den schwersten Auswirkungen des Klima- Zusammenbruchs leiden wird, während sich die Reichen ihren Weg in relative Sicherheit kaufen können. „Die Menschenrechte werden den sich abzeichnenden Umsturz möglicherweise nicht überleben“. So die düstere Schlussfolgerung des Berichts. Meine größte Angst ist, dass diese dystopische Vision für unsere Zukunft wahr werden könnte. Dass die Erosion der Menschenrechte schon in vollem Gange war, konnte ich in Italien sehr klar erkennen.

Was die Crew der Sea Watch und ich getan haben, war eine ziemlich kleine Sache. Ein Augenblick der Solidarität mit denen, deren Leben akut bedroht war. Im Nachhinein würde ich zustimmen, dass daran auch etwas Symbolisches war: Es zeigt die Scheinheiligkeit der Haltung der EU zum Thema ‚Migration‘, bringt aber auch deutlich zum Ausdruck, welche Zukunft wir uns wünschen: Eine Zukunft globaler Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit.

Ich habe auf Polarforschungsschiffen gearbeitet und dabei die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Natur aus erster Hand erlebt. Bei meinem ehrenamtlichen Einsatz auf der Sea Watch habe ich eine Ahnung davon bekommen, wie die Zukunft für Millionen von Menschen, sogar für Milliarden, aussehen könnte. Es gibt immer diejenigen, die Katastrophen künstlich herbeiführen oder daraus ihre Vorteile ziehen, um mehr Vermögen und Macht zu gewinnen. Die Klimakrise wird Katastrophen verursachen, die Tyrannen und Faschisten helfen, die Zügel in die Hand zu bekommen. Wir müssen tun, was wir können, um sie dabei aufzuhalten, in Europa Fuß zu fassen.

Es reicht nicht für Europäer, wenn sie denjenigen Beifall spenden, die das Konzept der ‚Festung Europa‘ in Frage stellen. Wir werden durch passive Unterstützung nichts ändern. Wir alle müssen aktiv sein im Fordern und im Gestalten der Zukunft, die wir wollen. Schließen Sie sich Bewegungen an gegen den dramatischen Klimawandel. Verringern Sie Ihren persönlichen CO2-Fußabdruck – und zwar entscheidend. Helfen Sie Migranten und Flüchtlingen, die schon in Ihrem Land angekommen sind, sich in Ihre Gesellschaft zu integrieren. Unterstützen Sie Organisationen wie Sea Watch, wie auch immer Sie können. Und setzen Sie sich ein und stimmen Sie – gegen die Politik von Hass und Spaltung.

Als deutsche Staatsbürgerin habe ich das Privileg, eine Verhaftung zu riskieren ohne befürchten zu müssen, dass ich an einen gefährlichen Ort deportiert werde oder im Meer ertrinken muss. Allerdings habe ich als Deutsche auch einen anderen Gedanken: Die meisten von uns fragen sich, was wir getan hätten in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, als rassistische Theorien zu rassistischer Politik wurden und schließlich zum Völkermord führten. Mein Handeln mit der Sea- Watch, so hoffe ich zumindest, zeigt mir, was ich getan hätte, wenn ich damals gelebt hätte. Die Frage, die ich für Sie habe ist: Was werden Sie nun tun?