Führung zum Internationalen Frauentag in Koblenz

In diesem Jahr machten die NaturFreunde Kettig – 13 Frauen und drei Männer – einen Rundgang durch die Koblenzer Altstadt um mehr zu erfahren „Von Jungfrauen, Prinzessinnen und anderen Kämpferinnen“. Das soziale Engagement von Frauen in der Koblenzer Geschichte war Thema der fachkundiger Führung der Historikerin Frau Petra Habrock-Henrich. Hier nur ein Ausschnitt aus den ausführlichen Erläuterungen. Zeitlich spannte sich der Bogen vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Wir starteten an der Basilika St. Kastor mit dem Schrein der seligen Rizza – historisch nicht eindeutig belegt, Namensgeberin der Rizzastraße. Die spätere Kaiserin August „schenkte“ den Koblenzern die Rheinanlagen. Ecke Rheinstraße stand bis 1944 das Kapuzinerkloster und das dahinterliegende Gestapogefängnis, in dem auch kurzzeitig Frau Helene Rothländer (Lehrerin, Politikerin, Zentrum/CDU Mitglied, Katholikin, 1890-1976) inhaftiert war. Vor der Reichtagswahl 1933 sprach sie sich vehement öffentlich gegen die Nationalsozialisten aus. Hätten ihr doch mehr Frauen und Männer Glauben geschenkt. Das Eintreten für ihre Überzeugung führte zur sofortigen Beendigung ihrer beruflichen und öffentlichen politischen Tätigkeit, die sie 1945 wieder aufnahm.
Am heutigen Görresplatz wohnte die unverheiratete Caroline Settegast (1792-1871). Zusammen mit anderen Frauen wie Luise Hensel (1798-1878) versuchten sie nach der Missernte von 1816 und der großen Hungersnot die überwältigende Armut und mangelnde Krankenverssorgung des Großteil der Bevölkerung zu lindern. Dies führte 1817 zur Gründung der Koblenzer Frauenvereins. Die Mitgliederzahl und das Spendenaufkommen wuchs in den nächsten Jahrzehnten beträchtlich. Die Frauen widmeten sich der Armenbetreuung auch durch Hausbesuche, betrieben eine Suppenküche, initiierten auch mit der Unterstützung von Männern ein Bürgerhospiz, das 1826 von den in der Krankenpflege kundigen Borromäerinnen übernommen wurde. Die heute gerade verlaufende Straße „Am alten Hospital“ zeugt von dem Standort. Das Gebäude und die dicht besiedelte Bebauung entlang der Mosel wurden Ende 1944 bei der Befreiung Nazi-Deutschlands vollständig verstört. Im Alten Kaufhaus am Florinsmarkt gründete der Frauenverein eine Freischule für ca. 100 Mädchen aus ärmlichsten Verhältnissen. Sie lernten lesen und schreiben, bekamen eine Schuluniform und wurden auf eine Beschäftigung als Haushaltshilfen vorbereitet. Aus heutiger Sicht könnten wir denken: Das Bürgertum bildete sich nicht ohne Eigennutz seine Dienstmädchen heran. Dies würde aber der Lebenssituation der jungen Mädchen nicht gerecht. Sie erhielten eine Grundbildung, die sie sonst sehr wahrscheinlich nie erhalten hätten, und die Alternative wäre oft noch größere Armut oder gar in Leben als Prostituierte gewesen.
In der heutigen Altstadt gründeten Frauen verschieden Beginenhäuser und über die Jahrhunderte mehrere Klöster verschiedenster Konvente. So auch das Zisterzienserkloster, damals mit großem Garten nahe der Stadtmauer, am Ende der heutigen Gymnasialstraße gelegen. Erzbischöfen kam es jedoch in den Sinn gerade dort den rein männlichen Jesuitenorden anzusiedeln, der den Standort ab 1580 übernahm. Der Protest der Ordensfrauen blieb erfolglos. Erst nach Androhung des Kirchenbannes siedelten sie mit ihren Konvent auf die Insel Niederwerth um. Dies würde sich wohl heute kein Mann mehr wagen. Bis zur Gleichstellung von Katholikinnen in ihrer Kirche ist aber noch viel „Keiner schiebt uns weg“ erforderlich. Im nahen Rathaus sieht es schon etwas besser aus. Zwar fehlt immer noch eine Frau in der Bilderreihe der Oberbürgermeister, aber im Koblenzer Stadtvorstand haben wir eine Bürgermeisterin und eine Kulturdezernentin. Stellvertretend für Koblenzer Kommunalpolitikerinnen seit dem Frauenwahlrecht darf auch Frau Maria Detzel nicht unerwähnt bleiben. Sie war von 1927-1933 und von 1946-1962 SPD Stadträtin. 1933 hat auch Koblenz jemandem die Ehrenbürgerschaft angedient, der es absolut nicht verdiente. In einer öffentlichen Sitzung hat Frau Detzel ihr laut vernehmlichen „Nein“ dazu gesagt. Es folgte die Entlassung aus dem Amt und mehrmalige „Schutzhaft“.
Heute ist wieder eine Partei im Koblenzer Stadtrat, zu der wir NaturFreunde absolut „Nein“ sagen, aber dies ohne persönliche Konsequenzen befürchten zu müssen.
Am Ende unseres Altstadtbesuches machten wir die TeilnehmerInnen noch auf die sehenswerte Ausstellung „ 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland“ mit Kunstwerken zeitgenössischer Künstlerinnen bis Ende Mai im Mittelrhein-Museum aufmerksam. Danach wird sie im Bonner Frauenmuseum ausgestellt.

(Text Elisabeth Mohrs, Foto Claudia Hartmann)

Naturschützer warnen vor zuviel Einsatz von Glyphosat u.a.

Insektensterben (Bienensterben) nimmt dramatische Ausmaße an!

Naturschützer warnen vor zuviel Einsatz von Glyphosat (Pestiziden usw.) in Obstplantagen und Vorgärten die zu „Steinwüsten“ verwandelt werden.

Die Naturfreunde Kettig sind sehr besorgt über die rückläufige Entwicklung der Insektenpopulationen und speziell der Wildbienen.
Wie in diesem Jahr wieder deutlich zu beobachten haben sich bei der Obstblüte nur geringe Mengen an Bestäubern (Bienen/Hummeln) eingefunden.
Viele Obstbauern steuern dieser negativen Entwicklung durch das Aufstellen von Bienenvölkern in ihren Plantagen entgegen. Wie sich dies jedoch mit dem Insektizideinsatz vereinbaren lässt ist allerdings ein Rätsel.
Die Lebensräume der Insekten und die Nahrungsgrundlage für die vielen Wildbienenarten ( über 500 in Deutschland) werden immer geringer.
Auf den Obstplantagen sehen wir unter den Bäumen braune Ödflächen die durch den Einsatz von Glyphosat (Round up) herbeigeführt werden.
Feld- und Zaunränder ebenso.

Leider werden im privaten Bereich auch diese Mittel bedenkenlos verwendet Vorgärten verwandeln sich zunehmend in Geröllhalden und Steinwüsten.
Zum Glück gibt es noch Grünflächen die von dieser Entwicklung verschont bleiben. Sie würden Oasen der Vielfalt darstellen können, wenn nicht zur ungünstigsten Zeit – wenn alles blüht und summt – der Rasenmäher des beauftragten Gartenbetriebes alles abmäht!!

Für die Naturfreunde besteht hier ein dringender Handlungsbedarf sich Gedanken zu machen wie man dieser Entwicklung entgegenwirken kann.
Die Naturfreunde fordern daher von den zuständigen Städten und Ortsgemeinden eine naturverträglichere Bewirtschaftung und Pflege öffentlicher Grünflächen.
Die Bewirtschaftung von Grünflächen zur ökologischen Aufwertung erfordert einabgestimmtes Mähmanagement. Oft ist es ausreichend, einmal jährlich zu mähen.

Durch zu hohem Nährstoffgehalt des Bodens ist oft auch eine 2-schürige Mahd erforderlich da der Aufwuchs ansonsten zu hoch wird.
Die extensive Bewirtschaftung öffentlicher Grünflächen ist zudem sicherlich kostengünstiger. Wichtiger ist es jedoch dass die Gemeinde hier ein positives Beispiel zum Naturschutz gibt und einen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität leistet.
Die Naturfreunde Kettig sind gerne bereit mit Rat und Tat behilflich zu sein
um ein wenig mehr Naturverständnis in der Bevölkerung zu bewirken.
Die Pflege der 12000 qm großen Streuobstwiesen in Kettig zum Erhalt der Biologischen Vielfalt und der alten regional – typischen Hochstamm Obstbäume sind hier positiv zu erwähnen. Die Art und Weise der Unternutzung der Streuobstwiesen ist für die Entwicklung einer artenreichen Pflanzen- und Tierlebensgemeinschaft besonders wichtig.
Günstig wirken sich extensiv gepflegte Wiesen aus, auf denen sich bis zu 3.000 Tierarten, besonders Insekten, nachweisen lassen.
Eine extensive Bewirtschaftung einer Streuobstwiese bedeutet:
Kein Pestizideinsatz (keine Fungizide, keine Insektizide), keine Herbizideinsatz (Unkraut- oder besser Wildkräutervernichtungsmittel), einmalige Mahd nach der Wildkräuterblühte, Beseitigung des Mähgutes, kein Düngemitteleinsatz.
Unsere Kräuter, Vogelstimmen- und Pilzwanderungen führen wir hier gerne als weitere Beispiele auf.

Viele Interessante Infos über Wildkräuter

Kräuterpädagogin führte durchs LSG Kettiger Bachtal

Bei einer Kräuterwanderung unter der Leitung von Kräuterpädagogin Frau
Katharina Kindgen trafen sich im Landschaftsschutzgebiet Kettiger Bachtal ca. 30 Interessierte Natur und Kräuterfreunde. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der Kettiger Naturfreunde Oliver Hartmann, konnte Frau Kindgen den Teilnehmern eine Vielzahl von Kräutern auf der Kurzen Strecke am Ortsrand von Kettig zeigen. Angefangen von der Giftigen Schwarzfrüchtigen Zaunrübe oder dem Spitzwegerich. Die Kräuterexpertin von der Nabu Rhein-Westerwald verwies darauf das viele Kräuter und Pflanzenarten essbar sind und grade in früheren Zeiten oft gegessen wurden. Auch haben viele dieser einzigartigen Exemplare eine heilende Wirkung wie zum Beispiel das Mutterkraut was zur Bekämpfung von Migräne helfen kann. Dem Giersch werden nicht nur bei Hämorriden heilende Wirkungen nachgesagt, sondern auch sein dreikantiger Stängel ist essbar und wird auch zur Herstellung von dem Limo- Brause Getränk „Almdudler“ verwendet.
Auch Frauenflachs war am Wegesrand zu finden und Frau Kindgen warnte vor dem Verzehr, jedoch riet Sie dazu ihn bei Altersflecken und Sommersprossen anzuwenden.
Die oft unbeliebten brennenden Brennnesseln sind ebenfalls essbar und sehr nahhaft. Sie sind die bessere gute Alternative z.B als Ersatz für Spinat in der Lasagne. Das giftigste Kraut was gefunden wurde war die Hundspetersielie die an den kleinen Säbelzähnen unterhalb des Blattes zu erkennen ist. Eine geringe Menge dieser Pflanze reicht aus um einen Menschen zu töten. Auf der Elmar-Hillesheim Wiese trug Frau Kindgen bei einer kleinen Pause den Kräuterfreunden heitere Gedichte über die Entstehung von Mann und Frau vor, und ein Gedicht von Heinz Erhardt. Über den Kettiger Bach vorbei an der Streuobstwiese der Naturfreunde wurden noch sehr viele weitere interessante Pflanzen und Kräuter entdeckt und begutachtet.
So z. B. die wilde Möhre mit ihrem Spitzendeckchen, der Dost auch als wilder Majoran bekannt, die Wiesenkerbel, das Jakobs-Kreuzkraut, oder der Wilde Hopfen, dem nachgesagt wird das Sexuelle Verlangen zu vermindern, und dieser somit oft in Klöstern verwand wurde zum Bier brauen. Frau Kindgen hätte noch viele weitere Kräuter auf dem recht kurzen Stück zw. Anne Frank Schule und Elmar Hillesheim Wiese zeigen und erklären können, doch aus zeitlichen Gründen musste man zum Abschluss kommen. Herr Hartmann bedankte sich bei der Expertin Frau Kindgen für ihre sehr informative und höchst Interessante Einführung in die sehr vielfältige und schöne Welt der Kräutern und Pflanzen die leider oft als „Unkraut“ verunglimpft werden.
Es wurde vereinbart eine weitere Wanderung im nächsten Jahr zu planen.